Lebensmittelverschwendung ist ein großes Problem.
Die Lebensmittelverschwendung ist ein großes Umweltproblem in Deutschland. Foto: nguyen khanh vukhoa/AdobeStock
1. Februar 2018 | Bürgerinfo

Lebensmittelverschwendung: Essen retten!

Laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft werfen ältere Menschen deutlich weniger Lebensmittel in den Abfall als jüngere. Doch denen allein die Schuld für unsere alltägliche Lebensmittelverschwendung zu geben, ist selbstverständlich zu kurz gegriffen.

Vielmehr betrifft es den kompletten Lebensmittelsektor: vom Produzenten über den Handel bis zum Verbraucher. Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Teller, wirft Deutschland ein Drittel seiner Lebensmittel weg: Den Berechnungen der Umweltstiftung WWF zufolge sind das jährlich achtzehn Millionen Tonnen.

2 Internetplattformen gegen Lebensmittelverschwendung

Um diesen wahnsinnigen Müllberg abzubauen und Industrie, Handel, Großverbraucher und Privathaushalte in Deutschland für das Thema zu sensibilisieren, hat das Bundeszentrum für Ernährung im Oktober 2017 die Internetplattform  www.lebensmittelwertschaetzen.de ins Leben gerufen. Dort erhält man beispielsweise Auskunft darüber, wie Essensreste verwertet werden können, wie man seine Lebensmittel optimal lagert und auf welche Art und Weise sich dieser viel zu wertvolle Abfall vermeiden lässt.

Eine weitere Internetplattform gegen zuviel Essensmüll hat das Institut für Nachhaltige Ernährung (iSuN) entwickelt. Unter  www.lebensmittel-abfall-vermeiden.de finden Lebensmittelverarbeiter, Händler und Gastronomen Ansätze, wie sie Lebensmittelverluste und –abfälle vermeiden können. Unter den Beispielen finden sich ein Start-Up, das ausgemustertes Obst zu Dörrfrüchten verarbeitet oder auch die mehrstufigen Systeme, mit denen die Händler BioCompany in Berlin oder Super-Bio- Markt in NRW Abfälle vermeiden. Für Gemeinschaftsverpflegung in Schulküchen oder kommunalen Einrichtungen bietet die Plattfom Hilfen bei der Planung und Mitarbeiterschulung. Studien haben deutlich gezeigt, dass man allein durch gesteigertes Problembewusstsein und eine monatliche Berichterstattung Lebensmittelabfälle einsparen kann.

Lebensmittelverschwendung in Mensen

Rund ein Viertel der in einer Mensa zubereiteten Lebensmittel landen im Mülleimer. Ein erheblicher Teil davon ließe sich mit einfachen Maßnahmen einsparen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie der Verbraucherzentrale NRW im Rahmen des Forschungsprojekts „ReFoWas“. Dabei wurden vier Schulen beraten und dort Abfallvermeidungsmaßnahmen in Küche, Ausgabe und Mensa umgesetzt. Ergebnis: Bereits kurzfristig ließen sich die Speisenabfälle um 14 bis 48 Prozent reduzieren.

Am einfachsten sei es in den Schulküchen gewesen, die Essensmengen zu verringern. Zwei Schulen hätten ihre Produktion um etwa 30 Prozent reduzieren können, ohne dass eine sichere Versorgung der Schüler in Frage gestellt war. Eine wichtige Grundlage, um die Mengen anzupassen, liefert die Kontrolle von Portionsgrößen, Ausgabe- und Tellerresten. Dies sei zuvor in keiner der beteiligten Schulküchen erfolgt. Die Analyse ergab, „dass in allen Schulen auch nicht kindgerechte bzw. jugendaffine Menüs angeboten werden. Werden diese ausgetauscht oder optimiert, ergeben sich unmittelbar hohe Einsparungen bei den Speiseabfällen“.

6 Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

  1. Vertrauen Sie Ihren Sinnen. Das Mindesthaltbarkeitsdatum birgt so manches Missverständnis: Das aufgedruckte Datum dient lediglich zur Orientierung. Wenn also ein Joghurt laut Aufdruck abgelaufen ist, sollte man sich vor dem Wurf in die Tonne davon selbst überzeugen: sehen, riechen und schmecken.
  2. Schreiben Sie einen Einkaufszettel. Vor dem Einkauf den Bedarf an Lebensmitteln überprüfen und eine Einkaufsliste erstellen. „Was wollte ich noch mal einkaufen?“ Das bewahrt davor, zu viel einzukaufen und es dann zu Hause vergammeln zu lassen. Außerdem sollten Sie nicht mit leerem Magen einkaufen.
  3. Behalten Sie den Kühlschrank im Blick. Was noch da ist, wird immer wieder vergessen. Bevor man einkaufen geht, sollte man also den Kühlschrank checken – und sich daran gewöhnen, alles, was offen ist, nach vorne in Sichtweite zu stellen. Dann bleibt es immer präsent.
  4. Kaufen Sie Kartoffeln und Gemüse mit Makel. Große Mengen Lebensmittel landen im Müll, bevor sie überhaupt die Supermärkte erreichen – in Deutschland rund zwei Millionen Tonnen pro Jahr. Unförmige oder zu kleine Mohrrüben, Gurken und Äpfel werden aussortiert. Dabei kommt es bei Obst und Gemüse doch eigentlich nicht auf das Äußere an. Setzen Sie ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung, indem Sie auch krummen Karotten und missgebildeten Kartoffeln eine Chance geben.
  5. Lagern Sie richtig. Das hat großen Einfluss auf die Haltbarkeit von Lebensmitteln. Kartoffeln und Zwiebeln beispielsweise haben es gerne dunkel und nicht zu kalt, und auch Tomaten und Zitrusfrüchte sind kälteempfindlich. Viele Frischwaren wie zum Beispiel Salat, Spinat und natürlich Milchprodukte gehören dagegen immer in den Kühlschrank.
  6. Verwerten Sie Reste oder frieren Sie sie ein. Das Essen von gestern kann noch eine schmackhafte Grundlage für die Mahlzeit von heute sein. Aus einer Tomatensoße von gestern wird so schnell eine Zutat für die heutige Lasagne. Wenn nach einer üppigen Mahlzeit noch sehr viel übrigbleibt, sollten Sie es einfrieren. So freut man sich an Tagen mit wenig Zeit zum Kochen auf den fertigen Vorrat aus dem Gefrierfach.

Zur Homepage von ReFoWas  Willkommen (refowas.de)

Das Portal und die Initiative  „Zu gut für die Tonne„:  Startseite – Zu gut für die Tonne (zugutfuerdietonne.de)

Auroren, Tim Bartels und Leo Frühschütz, aus  UmweltBriefe, Februar 2018.